Seite wählen

Hättest Du gerne mehr Macht? Wenn Du sie hättest, was würdest Du damit tun? Würde sich Deine Laune ändern oder Deine Motivation steigen? Könntest Du Dir vorstellen, diese neue Macht (offen oder versteckt) für persönliche Motive einzusetzen, so dass Du Deinen Worten endlich Gehör verschaffst? Und was würdest Du tun, um die Macht zu behalten?

Macht macht etwas mit Menschen. Im privaten wie im beruflichen Umfeld, im kollaborativen wie im hierarchischen Kontext. Macht ist ein spannendes und umfassendes Thema. Ein Thema, über das wir leicht und locker 2,5 Tage diskutieren können, bspw. beim PM Camp Berlin vom 29. bis 31. August 2019. Und ein Thema, zu dem viele kluge Menschen interessante Aussagen getätigt haben:

Abraham Lincoln: Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.
Je höher ein Mitarbeiter in der Hierarchie eines Unternehmens aufsteigt, desto größer wird meist seine Verantwortung und damit einhergehend seine Macht. Ein Klettern der Karriereleiter gilt gemeinhin als Bestätigung der Arbeitsleistung, es ist eine Anerkennung der Person und/oder der erzielten Ergebnisse. Manchmal lässt sich beobachten, dass aus einem kollegialen, kooperativen Mitarbeiter im Laufe der Zeit ein „primus inter pares“ wird, der Erste unter Gleichen. Wieso ist das so? Fördert Macht Charaktereigenschaften, die es zuvor nicht gab, oder bringt es lediglich Eigenschaften zum Vorschein, die vorhanden waren, aber nicht gezeigt wurden, da die individuelle Macht fehlte?

Albert Camus: Kein Mensch besitzt so viel Festigkeit, dass man ihm die absolute Macht zubilligen könnte.
Den Gedanken, dass Macht den Charakter eines Menschen offenbart, spinnt Albert Camus noch etwas weiter, indem er behauptet, dass niemand eine absolute Macht – was auch immer das ist – besitzen sollte. Macht verändert Menschen. Sie korrumpiert. Vielleicht schleichend und unbewusst, vielleicht offen und direkt. Manchmal auch unter dem Deckmantel der Fürsorge. So kündigte bspw. der Vorstandsvorsitzende von Siemens im letzten Jahr trotz eines Unternehmensgewinns von 6 Milliarden Euro die Streichung von 2.700 Arbeitsplätzen an. Das konnte er tun, weil er die Macht dazu hatte. Und er konnte es mit dem Gesamtwohl des Konzerns begründen. Vermutlich gehen die Meinungen über solche oder vergleichbare Entlassungswellen auseinander, aber für mich ist eins klar: es ist die Bestätigung der Aussage von Albert Camus.

Margaret Thatcher: Es stört mich nicht, was meine Minister sagen, solange sie tun, was ich ihnen sage.
Es lässt sich sicherlich nicht verallgemeinern, dass sich Menschen mit Macht oftmals als „Sieger-Typen“, als „Macher“ und „Entscheider“ verstehen. Wer Macht hat, kann sie nutzen. Er kann Entscheidungen treffen und dabei Sorgen, Ängste und auch Argumente anderer übergehen. Die meisten würden dies nicht freimütig formulieren, Margaret Thatcher war das egal; sie tat es einfach. Und es entsprach offenbar ihrem Selbstverständnis und Machtanspruch.

Charles Maurice de Talleyrand: Kein Abschied auf der Welt fällt schwerer als der Abschied von der Macht.
Ob diese Aussage so stimmt, kann ich nicht beurteilen. Sollte es aber so sein, müssen viele Organisationen bei Themen wie Hierarchieabbau, offenen Gehältern, der Förderung von Frauen, der Freiheit der Arbeitsplatzwahl und der Arbeitszeiten, der Einführung von agilen Prinzipien, der Wahl von Vorgesetzten etc. mit viel Bedacht vorgehen. Wer bspw. ein Leben lang versucht hat, Karriere „zu machen“ – um ein höheres Gehalt zu bekommen, mehr Verantwortung zu übernehmen und/oder mehr Macht zu genießen – wird bestimmt nicht vor Freude jubeln, wenn Organisationen beginnen, diese „Errungenschaften“ nach und nach abzubauen. Besonders auf Konzerne kommen noch große Herausforderungen zu, die deutlich über die Abschaffung der Krawatte als Uniform hinausgehen.

star warsObi-Wan Kenobi (zu Luke Skywalker): „Die Macht ist es, die dem Jedi seine Stärke gibt. Es ist ein Energiefeld, das alle lebenden Dinge erzeugen. Es umgibt uns, es durchdringt uns. Es hält die Galaxis zusammen.“
Eine der bekanntesten Filmreihen beschäftigt sich ausgiebig mit dem Thema Macht, mit ihrem Einsatz und Missbrauch. Vordergründig geht es in Star Wars um den Kampf zwischen Gut und Böse, den Kampf zweiter Parteien um das Leben und Überleben „in a galaxy far, far away …“. Interessanterweise sind viele Charaktere nicht eindeutig gut oder böse. Han Solo ist ein Dieb, auf dem ein Kopfgeld ausgesetzt wird. Anakin Skywalker ist lange unschlüssig, was er empfinden und tun soll, und selbst als Darth Vader kann er seinem Sohn Luke nicht töten, obwohl er die Fähigkeiten und zahlreiche Möglichkeiten dazu hat. Kylo Ren tötet seinen Vater Han Solo, später aber auch Supreme Leader Snoke. Star Wars zeigt also nicht nur die galaktische Auseinandersetzung zwischen mehreren Parteien, sondern oftmals auch den inneren Diskurs einzelner Charaktere. Und die Macht, um die sich die Saga dreht, die alles umgibt und durchdringt, verfolgt nicht das Ziel, Gegner zu unterwerfen; sie will ein Gleichgewicht schaffen. Wäre es nicht auch ein schönes Ziel, wenn Menschen mit Macht, diese dazu nutzten, dass es eine Art Gleichgewicht gibt? Vielleicht könnte es in Unternehmen mehr Partizipation, mehr Kreativität und mehr Freiraum geben? Mehr Miteinander, Freude, persönliches und unternehmerisches Wachstum? In diesem Sinne: „Möge die Macht mit Dir sein“!

 

Mehr zu Michael Schenkel erfährst du hier.